Die Ergebnisse einer Studie zu Erfahrungen von Betroffenen rechter Gewalt mit der Polizei werden am kommenden Montag (1. September) in Erfurt präsentiert. Die Opferberatungsstelle ezra lädt dazu in die Rotunde im Regierungsviertel ein (17 bis 20.15 Uhr, Werner-Seelenbinder-Str. 6). Zum Programm gehört eine Podiumsdiskussion über Schlussfolgerungen aus der Studie für staatliches Handeln. Die Studie mit dem Titel „Die haben uns nicht ernst genommen“ erarbeitete die Friedrich-Schiller-Universität Jena im Auftrag von ezra, der mobilen Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).
Die Veranstaltung wird um 17 Uhr durch Dr. Hartmut Schubert (Staatssekretär Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit), Oberkirchenrätin Martina Klein (EKM) und Jürgen Wollmann (Projektkoordinator ezra) eröffnet. Im Anschluss präsentieren Matthias Quent und Dr. Daniel Geschke von der Universität Jena die Ergebnisse der Studie. Anschließend besteht die Möglichkeit für Rückfragen. Nach einem Imbiss beginnt um 19.15 Uhr eine Podiumsdiskussion zum Thema „Betroffene von rechter Gewalt ernst nehmen! – Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus der Studie für staatliches Handeln?“. Gemeinsam diskutieren Prof. Thomas Ley (Leiter der Stabsstelle Polizeiliche Extremismusprävention in der Thüringer Landespolizeidirektion), Tamer Düzyol (Antira Campus Erfurt), Biplab Basu (Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt Berlin) und Robert Friedrich (Mitarbeiter ezra). Die Moderation übernimmt Prof. Michael Haspel (Leiter der Evangelischen Akademie Thüringen). Gegen 20.15 ist der Abschluss eingeplant.
Heike Taubert, Thüringer Ministerin für Soziales, Familie und Gesundheit, im Vorwort zu der Veröffentlichung: „Die Broschüre mit den Ergebnissen der Studie ist ein wichtiger Diskussionsbeitrag zur Verdeutlichung der Opferperspektive. Die Aussagen der Betroffenen sind natürlich subjektiv und stellen jeweils Einzelfälle dar. Aber das sind keine Gründe, sie nicht ernst zu nehmen. Denn die Folgen eines Übergriffs sind traumatisch genug. Wenn danach nicht sensibel und empathisch auf die Betroffenen eingegangen wird, geht viel Vertrauen in unsere staatlichen Institutionen verloren, und die Menschen fühlen sich allein gelassen“.
Die Studie beschäftigt sich aus der Opferperspektive mit Erfahrungen und Wahrnehmungen von Menschen in Thüringen, die von rechter Gewalt betroffen waren und sich in den Jahren 2010 bis 2013 bei ezra beraten ließen. Dabei liegt ein besonderer Schwerpunkt auf dem Umgang der Polizei mit den Gewaltopfern. Eine Grundlage der Studie bilden die Ergebnisse einer standardisierten Telefonbefragung zu den Erfahrungen, Wahrnehmungen und Meinungen von 44 Betroffenen.