Nach rassistischem Vorfall in Rudolstadt-Schwarza: ezra warnt vor weiterer Eskalation von Rassismus im Zusammenhang mit COVID-19

Wie am Freitag bekannt wurde, kam es im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt zu einem rassistischen Vorfall in Rudolstadt-Schwarza (Pressemitteilung, Haskala vom 20.03.20). Junge, engagierte Menschen unterstützten die hiesige Ausgabestelle der Tafel, da es dort aufgrund von Personalmangel zu Engpässen bei der Ausgabe kam. Sie sahen sich mit beleidigenden und diskriminierenden rassistischen Äußerungen konfrontiert, zu denen sie Stellung bezogen und die Unterstützung kurzfristig abbrachen. Hierzu erklärt Franziska Schestak-Haase, Beraterin bei ezra, der Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen:

„Dieser Vorfall zeigt, dass mit der aktuellen Entwicklung rund um COVID-19 die Gefahr einer weiteren Eskalation von Rassismus einhergeht. Rassistische Stereotype und Zuschreibungen äußern sich beispielsweise wie in diesem Fall gegen Menschen, die als ‚fremd‘ markiert werden. Das hat auch die massive rechte Hetze im Internet gezeigt, die es bei einem COVID-19-Infektionsfall in der Landeserstaufnahmeeinrichtung Suhl gab.“ Dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, bestätigt ein Artikel der studentischen Hochschulzeitschrift „Akrützel“ aus Jena. Unter dem Titel „Corona ist nicht kulturunterscheidend“ berichtet eine Betroffene von rassistischen Anfeindungen und einem Angriffsversuch. Anti-asiatischer Rassismus erfährt in Deutschland mit COVID-19 eine für Betroffene gefährliche Aktualität.

„Als spezifische Opferberatungsstelle fordern wir eine parteiübergreifende Allianz aus Politik, Behörden und Gesellschaft, die gerade in Zeiten der COVID-19-Pandemie konkrete Maßnahmen ergreift. Alle Menschen sind in diesen Zeiten auf ein solidarisches Miteinander angewiesen, welches Unterstützung in Notlagen beinhaltet. Der Normalisierung von Rassismus darf kein Raum gegeben werden, denn in der Konsequenz führt dies ebenso zu einer Normalisierung rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Wir bedanken uns bei den jungen, engagierten Menschen für ihr konkretes Unterstützungsangebot und verurteilen das Verhalten der Tafel in Rudolstadt-Schwarza auf das Schärfste“, verdeutlicht die für den Landkreis zuständige Beraterin Schestak-Haase abschließend.

ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seit April 2011 unterstützt die Beratungsstelle Menschen, die angegriffen werden, weil Täter*innen sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“.