Nach Ermittlung von Täter, der mehrere antimuslimische Flugblätter in Jena verteilt haben soll, fordert die Thüringer Opferberatungsstelle ezra: „Der klare Erfolg der Polizei darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weitere Täter:innen in diesem Zusammenhang geben muss.“

Nachdem ein Täter ermittelt werden konnte, der in Jena mehrere antimuslimische Flugblätter verteilt haben soll und bei dem im Rahmen von polizeilichen Durchsuchungen mehrere Waffen, Munition und Zubehör gefunden wurden, erklärt Franziska Schestak-Haase, Beraterin bei ezra, der Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen: „Seit über einem Jahr leben zahlreiche Menschen in Jena, die von antimuslimischen Flugblättern und Postwurfsendungen betroffen waren, in großer Angst um sich und ihre Familien. Sie haben die berechtigte Sorge, dass auch gewaltsame Angriffe folgen könnten. Die enormen Waffenfunde bei dem geständigen Täter bestätigen diese Ängste und machen zugleich deutlich, wie ernst rassistische Bedrohungen und die Perspektiven der Betroffenen genommen werden müssen.“

Neben der Verteilung von Flugblättern, weiß die Thüringer Opferberatungsstelle von zahlreichen weiteren antimuslimischen Postwurfsendungen, die offenbar nicht dem ermittelten Täter zugeordnet werden können. Diese reichen von beleidigenden Karikaturen und verbrannten Koranseiten bis hin zu Schlachtteilen von Schweinen. In einer Stellungnahme vom 15.10.2021 forderten zahlreiche Akteur:innen, vorwiegend aus Jena, ein deutliches und wahrnehmbares Signal von den politischen Verantwortlichen der Stadt und eine umfassende Aufklärung der Vorfälle durch die Strafverfolgungsbehörden.

„Der klare Erfolg der Polizei darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weitere Täter:innen in diesem Zusammenhang geben muss. Es muss in Betracht gezogen werden, dass es sich um eine Gruppe und nicht um einen Einzeltäter handeln könnte. Zudem sollte von Seiten der Stadt dringend aufgearbeitet werden, wie ein Rassist eine waffenrechtliche Erlaubnis zum Erwerb und Besitz von erlaubnispflichtigen Waffen erhalten und behalten konnte. Das muss innerhalb der zuständigen Behörde konkrete Konsequenzen haben“, fordert ezra-Beraterin Schestak-Haase abschließend.

ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seit April 2011 unterstützt die Beratungsstelle Menschen, die angegriffen werden, weil Täter*innen sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“.