Veranstaltungsreihe „Zur Aktualität antisemitischer Bedrohung“ in Erfurt: Klare Positionierung gegen aktuellen Antisemitismus notwendig

Von April bis Juni findet in Kooperation zwischen ezra, der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen und dem Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) eine Veranstaltungsreihe mit insgesamt vier Terminen unter dem Motto „Zur Aktualität antisemitischer Bedrohung“ statt. „Wir wollen mit dieser Veranstaltungsreihe über den Themenkomplex des Antisemitismus aufklären und insbesondere für die Betroffenenperspektive in der Öffentlichkeit sensibilisieren. Dabei liegt der thematische Schwerpunkt auf dem israelbezogen Antisemitismus, hinter dem sich gerne die sogenannte Israelkritik, eine äußerst perfide und zugleich populäre Spielart des aktuellen Antisemitismus im öffentlichen Diskurs verbirgt“, erklärt der ezra-Mitarbeiter Robert Friedrich. Darüber hinaus sollen bisherige Leerstellen in Thüringen thematisiert und diskutiert werden, wie beispielsweise eine unabhängige Recherche- und Dokumentationsstelle antisemitischer Vorfälle.

Die Veranstaltungsreihe hat den vorrangigen Anspruch, die Perspektiven, Erfahrungen und Probleme von Thüringer Jüdinnen und Juden in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen: „Wir erleben Partnerschaft und Freundschaft, aber leider auch Antisemitismus. Er ist keine neue Erscheinung. Den rechten Antisemitismus kennen Juden, die heute in Thüringen leben, aufgrund ihrer Familiengeschichten. Er reichte von schmerzlichen Klischees bis zur Gaskammer. Nach der Shoah ist er nicht verschwunden. Er wird in neuester Zeit durch linken und muslimischen Antisemitismus ergänzt, der sich vor allem zu israelbezogenem Antisemitismus vereint. Die Infragestellung der Existenzberechtigung des jüdischen Staates betrachten wir als die gefährlichste Form des Antisemitismus.“

Zudem geht es den Veranstalter*innen auch um eine klare Positionierung als Botschaft gegen aktuellen Antisemitismus. „Es kann nicht hingenommen werden, dass die Auseinandersetzung mit dem Judentum und Bekämpfung des Antisemitismus in Deutschland weitgehend auf eine ausgeprägte Erinnerungs- und Gedenkkultur reduziert wird, aber sobald die Rede vom jüdischen Staat Israel ist, sich sofort antisemitische Denkmuster manifest reproduzieren. Hier brauchen wir dringend Klarheit als Signal für die in Thüringen lebenden Jüdinnen und Juden und keine doppelten Standards“, Friedrich weiter.

Die erste Veranstaltung beginnt am Mittwoch, den 10. April um 18:30 Uhr in der Kleinen Synagoge Erfurt mit dem Einführungsvortrag „Was ist Antisemitismus?“ des Politikwissenschaftlers und Publizisten Dr. Stephan Grigat aus Wien. Zuvor wird Herr Prof. Schramm von der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen die Veranstaltungsreihe mit einem Grußwort eröffnen.

ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seit April 2011 unterstützt die Beratungsstelle Menschen, die angegriffen werden, weil Täter*innen sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“.

Den Flyer mit allen Veranstaltungen gibt es hier zum Download.