In den letzten Jahr erreichten uns vermehrt Anfragen zu verschiedenen Bedrohungsszenarien. Ihre Zahl stieg besonders in der Zeit an, als immer mehr Geflüchtete nach Deutschland und somit auch nach Thüringen kamen. Zeitgleich setzten sich immer mehr Menschen für die Belange geflüchteter Menschen ein. Durch ihr Engagement gerieten viele dieser Helfer*innen in den Fokus von Neonazis. Sie werden beleidigt, bedroht oder diffamiert, einige sehen sich regelrechten Hetzkam- pagnen oder zielgerichteten Beschädigungen ihres Eigentums ausgesetzt.
Solche Bedrohungen richten sich aber nicht nur gegen Helfer*innen von Geflüchteten, sondern auch gegen Personen, die sich aktiv gegen die rechte Szene engagieren. Leider sind sie oftmals in der Minderheit und erfahren nur selten Unterstützung bei der Bewältigung der Situation. Die Gründe hierfür können vielfältig sein. Oft hängen sie mit der Angst vor der befürchteten oder tatsächlichen Gewalttägkeit von Neonazis zusammen.
Diese Broschüre soll als Hilfestellung für jene dienen, die sich rechten Bedrohungen und Anfeindungen ausgesetzt sehen. Dabei soll das Augenmerk auf jenen Situationen liegen, die unterhalb der Schwelle zur körperlichen Gewalt liegen. Juristisch gesehen sind dies meist Bagatelldelikte oder sie sind zum Teil auch gar nicht strafbar. Entsprechend gering sind die Möglichkeiten, auf rechtlichem Wege zu reagieren – und leider auch die öffentliche Beachtung. Für die Betroffenen und ihr Umfeld können die Folgen dennoch gravierend sein.
Was kann man also tun? Mit dieser Handreichung wollen wir direkt Betroffenen Reaktionsmöglichkeiten und sinnvolle Vorkehrungen für bestimmte Situationen aufzeigen. Wir wollen sie damit unterstützen und ihnen Mut machen.
Die Optionen der direkt Betroffenen halten sich allerdings in vielen Fällen in Grenzen. Deshalb ist die Solidarität aus dem sozialen Umfeld von großer Bedeutung. Lassen Sie Betroffene in ihrer Situation nicht alleine, werden Sie unterstützend aktiv. Denn nur, wenn die Adressat*innen rechter Einschüchterungsversuche merken, dass sie nicht alleine sind und tätige Unterstützung erfahren, werden die rechten Täter*innen auf Dauer keinen Erfolg haben.
Wir bedanken uns bei den Kolleg*innen von LOBBI – der Beratungsstelle für Betroffene rechter Gewalt in Mecklenburg Vorpommern, von denen wir die Broschüre übernommen haben und an die Situation in Thüringen und das Layout von ezra angepasst haben.
Die Broschüre gibt es in gedruckter Form und kann gern bei uns telefonisch oder per Mail bestellt werden.
Hier gibt es die Broschüre auch als Download: