58 Angriffe rechter Gewalt in Thüringen verzeichnet die Mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen (ezra) für das Jahr 2014. Damit habe es durchschnittlich jede Woche einen rechten Angriff gegeben. Betroffen waren davon insgesamt 106 Menschen. Im Vergleich zum Jahr 2013, in dem 44 rechte Angriffe gezählt wurden, bedeute dies einen Anstieg um fast ein Drittel.
„Alarmierend ist, dass insbesondere rassistisch-motivierte Angriffe in den vergangenen beiden Jahren weiter zugenommen haben“, so Christina Büttner, stellvertretende ezra-Projektkoordinatorin. ezra führt dies auch darauf zurück, dass seit Sommer 2013 vor allem die extreme Rechte verstärkt gegen Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge mobilisiert. „Mit öffentlich ausgetragenen Ressentiments gegen Asylsuchende sinkt offenbar auch die Hemmschwelle für rassistische Gewalt“, so Büttner.
Bei rassistisch-motivierter Gewalt geht ezra zudem von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele Angriffe würden nicht bekannt, weil Flüchtlinge aufgrund von Erfahrungen in ihren Herkunftsländern, aber auch in Deutschland, staatlichen Behörden gegenüber misstrauisch seien und die Angriffe deshalb nicht anzeigen. Auch Sprachbarrieren oder eine eingeschränkte Mobilität erschweren den Zugang zu Hilfen.
Die von ezra angebotene Opferberatung haben 2014 insgesamt 174 Personen genutzt. Darunter seien zahlreiche Personen, die bereits Jahre zuvor angegriffen wurden und bei denen eine längere Beratung notwendig sei. Für rund drei Viertel der 58 Angriffe des Jahres 2014 konnte die Opferberatungsstelle den Betroffenen ein Hilfsangebot machen. Auf zahlreiche Anfragen von Menschen, die aus Motiven gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit diskriminiert werden, konnte nicht nachgegangen werden, da ezra nur für Betroffene von Gewaltstraftaten zuständig sei. „Wir halten es für dringend geboten, eine unabhängige Antidiskriminierungsstelle im Freistaat zu schaffen“, fordert Büttner. „Menschen, die diskriminiert werden, brauchen eine Anlaufstelle.“
ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seit April 2011 unterstützt sie Menschen, die angegriffen werden, weil Täter sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „Denk bunt“.