Zum mittlerweile 18. Todestag von Axel U. findet am Freitag, den 24. Mai 2019, ein öffentliches Gedenken im Stadtpark von Bad Blankenburg statt. Das zivilgesellschaftliche Bündnis „Zum Gedenken an Axel U.“ ruft für 17 Uhr zur Teilnahme auf. Im Anschluss wird um 19 Uhr im evangelischen Gemeindesaal der Film „Das blinde Auge“ gezeigt. Gerahmt wird das Gesehene durch ein Podiumsgespräch zum Thema „Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ unter der Teilnahme von Daniel Geschke für das Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ), einer Zeitzeugin des Geschehens rund um den Todesfall in Bad Blankenburg und den Film-Regisseur Jan Smendek (Filmpirat*innen). Moderiert wird das Gespräch, welches Interessierte zur Diskussion einlädt, von der ezra-Beraterin Franziska Schestak-Haase. „Zum Gedenken an Axel U.“ ist eine Kooperation zwischen dem Bündnis „Zivilcourage und Menschenrechte“ im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt (zumsaru), antifaschistischen Gruppen und der Kampagne #WannWennNichtJetzt.
Die Veranstaltungen bilden den Auftakt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt für das Gemeinschaftsprojekt „Demokratie hier!“. Dieses wurde konzipiert vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ), dem Zentrum für Rechtsextremismus- forschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) sowie der Mobilen Beratung in Thüringen Mobit e.V. und ezra, Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen. Das Projekt thematisiert die zentralen Werte des Grundgesetzes, welches seinen 70. Geburtstag feiert, und die Infragestellung dieser in Thüringen durch menschenfeindliche Einstellungen, gestiegene Zahlen rechter Angriffe als auch der hohen Zahl neonazistischer Demonstrationen und Veranstaltungen, wie Rechtsrockkonzerten. Von Mai bis Oktober organisieren die vier Einrichtungen gemeinsam mit lokalen Partner*innen Vorträge, Podiumsdiskussionen und Workshops.
Online-Veröffentlichung des Films „Das blinde Auge“
Am 24. Mai 2001 wurde Axel U. in der thüringischen Kleinstadt Bad Blankenburg von einem stadtbekannten Neonazi brutal getötet. Der Film „Das blinde Auge. Ein Todesfall in Thüringen“ geht der Frage nach, warum Polizei, Justiz, lokale Medien und Stadtpolitik die Motive des Täters nicht erkennen und benennen wollten. In einer aufwändigen Recherche gelang es Jan Smendek von den Filmpirat*innen, das sozialdarwinistische Motiv der Tötung von Axel U. herauszuarbeiten. „Der Film macht deutlich, dass Mängel in der Wahrnehmung, Erfassung und Ermittlung rechter Straf- und Gewalttaten bis heute bei den Behörden bestehen. Der Tod von Axel U. steht in einer Reihe mit vielen weiteren Fällen, bei denen die rechte Motivation für die Taten nicht anerkannt wird“, erklärt Christina Büttner von ezra, der Beratung für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen, die ebenfalls am Filmprojekt beteiligt ist. „Eine offizielle Anerkennung des rechten Tatmotivs ist für die Hinterbliebenen eine Voraussetzung für die Verarbeitung der Tat und wird ihrem Bedürfnis nach Aufklärung gerecht“, betont sie.
Vor einem Jahr hatte der Film in Saalfeld Premiere und wurde seither in vielen Orten in Thüringen und darüber hinaus gezeigt. Er ist aktuell nominiert für den Alternativen Medienpreis 2019 in der Kategorie „Geschichte“.
Am 24.05.2019 wird der Film dem breiten Publikum und allen Interessierten online frei zugänglich gemacht und ist ab 9 Uhr verfügbar auf den YouTube-Kanälen von ezra und den Filmpirat*innen.
Der Film „Das blinde Auge. Ein Todesfall in Thüringen“ ist ein Kooperationsprojekt von den Filmpirat*innen und ezra, gefördert durch das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“.
Veranstaltungen am 24.5.2019
- Öffentliches Gedenken, 17 Uhr, Stadtpark Bad Blankenburg (Wirbacher Str., 07422 Bad Blankenburg)
- Film und Podiumsgespräch, 19 Uhr, ev. Gemeindesaal (Johannisgasse 2b, 07422 Bad Blankenburg)
ezra arbeitet in Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Seit April 2011 unterstützt die Beratungsstelle Menschen, die angegriffen werden, weil Täter*innen sie einer von ihnen abgelehnten Personengruppe zuordnen. Finanziert wird die Opferberatungsstelle über das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit „DenkBunt“.